Das L.E.G.S.-Modell zum Verstehen von Verhalten 3

  • Bettina Alfaro
  • 14.11.2024
  • Junghunde

Vielleicht hast du schon vom L.E.G.S.-Modell der angewandten Ethologie gehört. Dieses Konzept wurde von der Ethologin Kim Brophey entwickelt.Wenn wir das Verhalten unseres Hundes durch die Linse dieser 4 miteinander verbundenen Faktoren betrachten, können wir besser verstehen, WARUM Verhalten gezeigt wird. Insbesondere in Bezug auf Junghunde sind ein paar spannende neue Erkenntnisse dabei.

Im ersten Teil haben wir uns mit dem Bereich Lernen beschäftigt. Falls du das nochmals nachlesen möchtest, findest du den Beitrag hier

Im zweiten Teil ging es um den Bereich Umwelt, das findest du hier


Nochmal zur Wiederholung, die Abkürzung LEGS steht für folgende Elemente:

L – Lernen (Learning)

E – Umwelt (Environment)

G – Genetik (Genetics)

S – Selbst (Self)


Genetik

Genetik wirkt natürlich nicht isoliert, aber die Gene deines Hundes spielen eine große Rolle bei seinem Verhalten. Damit meine ich nicht die beliebte Ausrede "einen XYZ (setze die Rasse deiner Wahl ein) kann man nicht erziehen!". Ein Gehirn ist ein Gehirn! Aber viele Verhaltensweisen werden schon von der Genetik beeinflusst – die offensichtlichsten sind Dinge wie rassespezifische Verhalten: der Wunsch deines Hütehundes, Vieh zu kontrollieren, oder des Jagdhundes, Vögel aufzuscheuchen ebenso wie der Wachhund mit ausgeprägter Meinung, wenn Fremder das Haus betritt. Aber Genetik kann noch eine viel größere Rolle spielen. Genetik beeinflusst Verhaltensweisen/Eigenschaften wie:

- wie leicht dein Hund überreizt wird

- wie leicht er Angst vor bestimmten Dingen entwickelt.

- wie viel Interaktion er genießt

Und sogar Dinge wie schrullige Verhaltensweisen (sich bei Aufregung drehen, an Spielzeug nuckeln, vor Vorfreude hüpfen oder sogar Autoimmunerkrankheit bekommen!) können Verhaltensweisen sein, die bei bestimmten Hunderassen stärker vertreten weil genetisch angelegt sind!

Allerdings sind Verhaltensweisen mit genetischen Wurzeln auch nicht in Stein gemeißelt - wir reden immer von Dispositionen, nicht Fakten (weswegen oben aufgeführte Entschuldigung auch nicht gilt). ! Der genetische Ausdruck wird durch so viele Faktoren vermittelt und hoffentlich hilft das L.E.G.S-Modell, dies deutlich zu machen. Genetik funktioniert nie isoliert – die Umgebung, in der der Hund lebt, seine Lerngeschichte und sein „Selbst“ sind alle Teil der Kombination, die den Einfluss des Verhaltensausdrucks ermöglicht.

Der andere verbreitete Mythos über Genetik in Bezug auf Verhalten ist, dass, wenn ein Welpe ein Verhalten in jungem Alter nicht zeigt, das Verhalten nicht „genetisch“ sein kann und umgekehrt – wenn ein Welpe in jungem Alter ein Verhalten zeigt, ist dies genetisch bedingt. So eindeutig ist es nicht. Es gibt viele Verhaltensweisen, die genetisch beeinflusst sind und die nicht dazu bestimmt sind, sich bei einem Welpen sofort „einzuschalten“, sondern während der Pubertät auftreten sollen. Wir haben bereits darüber gesprochen, wie sich das Gehirn eines heranwachsenden Hundes verändert und wie sich dies auf das Lernen auswirkt. 

Daher erkennen wir rassespezifische Merkmale oft erst in der Pubertät – oder vorher zumindest nicht in ihrer Gesamtheit. Welpen von Herdenschutzhunden sind beispielsweise oft sehr freundlich und aufgeschlossen gegenüber Fremden … bis zur Pubertät, wenn ihre Beschützerinstinkte erwacht. Die Gefahr durch Fremde kann bereits in diesem Alter auftreten, was verständlich ist. Wenn der zukünftige Job darin besteht, Vieh zu beschützen, wäre es nicht sehr hilfreich anzunehmen, dass alle anderen Menschen oder Lebewesen vertrauenswürdig sind. Ein Herdenschutzhund müsste zumindest ein wenig vorsichtig und misstrauisch sein, um Bedrohungen zu erkennen und seine Schützlinge zu beschützen, aber diese Eigenschaften braucht er nicht, wenn er noch kleine Baby ist, der noch zu klein zum Handeln sind. Die Ausprägung rassespezifischer Merkmale, die entweder zum ersten Mal auftreten oder sich in der Pubertät verstärken, ist sehr häufig!

Im letzten Beiträgen beschäftigen wir uns mit dem vierten Faktor, stay tuned...


Weil Pubertiere und adoleszente Hunde anders lernen als erwachsene Hunde haben wir auch bewußt noch Junghundegruppen, in denen wir darauf Rücksicht nehmen. 

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